Der Herbst
Die Spreu vom Weizen trennen
Nachdem die Früchte unserer
Saat herangereift sind, wird nun die Ernte eingefahren. Die Spreu wird
vom Korn getrennt, es wird ausgewählt, was in den Kornspeicher, in die
Vorratskammer, kommt und was wir auf den Kompost werfen. So ist die
energetische Qualität des Herbstes eine trennende, und das Element
dieserJahreszeit Metall (Klinge, Messer und so weiter) bringt dies gut
zum Ausdruck. Es ist die Zeit, in der wir schauen, was wir denn nun mit
all dem, was wir gesät haben, anfangen. Es ist das eine, sich einen Ast
zu suchen und ihn zu einem Wanderstab zu schnitzen, so dass er uns
helfen und unterstützen kann. Das andere ist, und dazu ist der Herbst
die rechte Jahreszeit, zu schauen, wo und wie wir ihn nun
verwenden.
Mit unserem Wanderstab können wir nun losziehen. Wir werden vielleicht
dabei entdecken, dass er uns bei längeren Wanderungen eher hinderlich
ist, dass wir ihn nicht brauchen. Und dann entdecken wir, dass er für
das junge Bäumchen im Garten eine gute Stütze wäre. Auf dem Boden liegen
noch jede Menge Schnitzspäne. Wir können sie liegen lassen und hin und
wieder darüber stolpern (vielleicht liegt aber auch noch mehr unter den
Spänen?). Wir können sie auch wegräumen, und sie auf den Kompost werfen.
Manche Menschen tun sich schwer mit dem Herbst, da sie (noch) nicht
gelernt haben, diese Energie zu nutzen. Schauen wir auf den Alltag
vieler Menschen, so entdecken wir: Es wird geschafft und geschafft, doch
wozu? Wozu arbeiten wir? Wozu verdienen wir uns unseren Lebensunterhalt?
Wie der Begriff verdeutlicht: um zu leben. Doch wenn wir nicht
aufpassen, dann sind wir derart damit beschäftigt, Jobs und immer neue
Jobs zu finden, zu schaffen und immer mehr zu schaffen, zu grübeln und
immer mehr zu grübeln, dass wir gar nicht mehr dazu kommen, unsere Ernte
auch einzufahren. Wir sind dann wie ein Angler, der den Fisch wieder ins
Wasser schmeißt, nachdem er ihn gefangen hat, wie der Maler, der das
Bild, wenn es fertig ist, unter das Bett schiebt.
Es geht im Herbst nun nicht
mehr so viel um das Tun, sondern um das Daraufschauen, was wir aus
Getanem machen (das Yin, das aus dem Yang erwächst).
Im Handbuch des Gelben Kaisers heißt es: „Im Herbst wird das Korn
geerntet, die Energie des Himmels (Yang) kühlt ab, so wie auch das
Wasser. Der Wind beginnt sich zu regen. Das ist der Angelpunkt, an dem
die Yang-Phase, die aktive Phase, ins Gegenteil, in die Yin-Phase, die
passive Phase, umschlägt. Es ist die Zeit, sich auf Weniges zu
konzentrieren und die Begierden im Zaum zu halten.“
Die der Jahreszeit entsprechende Buddhafamilie ist ratna und
bedeutet Reichtum und Resourcen. Die Weisheitsenergie von Ratna ist
„all-bereichernd“, die Fülle des Potentials, Freundlichkeit, tiefe
Zufriedenheit. Die neurotische Variante dieser Energie ist
Selbstgefälligkeit, Arroganz, beständiges Betrachten dessen, was man
(noch) nicht hat oder kann, das Gefühl anhaltender Bedürftigkeit.